Reiseleiterin Astrid Groß-Prell im Interview

Astrid Groß-Prell organisiert seit mehr als 30 Jahren Reisen. Im Interview spricht sie über Erwartungen an Reiseleiter:innen, wohin es sie am liebsten verschlägt – und berichtet von einem großen Schockmoment.

Frau Groß-Prell, können Sie sich selbst noch an Ihre ersten Reiseerfahrungen erinnern?

Das ist lange her. Als Kleinkind, das war so Ende der 60er-Jahre, ging es mit der Familie mit dem VW-Käfer über den Brenner nach Italien, wo es noch für 100 Lire eine Kugel Eis gab, das sind so meine ersten Reiseerinnerungen. Meine Eltern sind sehr viel mit uns gereist, wir mussten auch einiges „ansehen“. Letztendlich hat das bei mir schon die Reiselust geprägt und auch das Interesse für Geschichte, Städte und Länder.

Als Reiseleiterin benötigt man aber sicherlich noch mehr als nur die Lust am Reisen ?

Viele glauben erst einmal, den Beruf machen zu können, um günstig zu reisen. Das stimmt auch, aber das ist es nicht allein. Neben der Freude am Reisen und dem Organisationstalent gehört ebenso die Freude am Umgang mit Menschen dazu, weil man einfach der Ansprechpartner für eine ganze Gruppe ist – zu jeder Zeit. Und eine gute Allgemeinbildung ist wichtig, mit einem Steckenpferd. Denn jeder kann etwas anderes: Der eine ist vielleicht Italien-Experte, die andere kann gut moderieren oder kennt sich aus mit Architektur oder Malerei.

Wie bereiten Sie sich auf so eine Reise vor?

Ich habe eine ausführliche Reisebibliothek in meinem Keller. Da sind nicht nur Reiseführer, sondern auch Museumsführer, Stadtpläne, Restauranttipps – alles, was man so im privaten Urlaub sammelt. Mittlerweile stöbere ich auch in Mediatheken oder lese schöne Literatur zur Einstimmung. Für Italien oder Frankreich beispielsweise gibt es ja auch gefühlt für jede Region Krimis oder auch historische Romane. Und besonders hilfreich sind die Berichte der Reiseleiter:innen, die vorher mit einer Reisegruppe an diesem Ort gewesen sind. Die geben wichtige praktische Tipps und können auch sagen, was man unbedingt unternehmen sollte und was eher nicht.

Astrid Groß-Prell - Leiterin Akademie, Dipl. Sozialpädagogin, Dipl. Erwachsenenbildung
Astrid Groß-Prell - Leiterin Akademie, Dipl. Sozialpädagogin, Dipl. Erwachsenenbildung

Und bei der Reise selbst, welche Aufgaben kommen auf Sie zu?

Man organisiert die ganzen Abläufe. Das fängt beim Check-in am Flughafen an, den man schon mal für 20 Gäste erledigt. Bei einer langen Anfahrt im Bus beispielsweise erzähle ich dann schon viel über Land und Leute oder Besonderheiten der Stadt – damit man sich vor Ort leichter zurechtfindet (Wo tausche ich meine Rubel oder Dinar und wo ist der nächste Supermarkt ?). Und vor Ort spricht man mit dem Busfahrer, wie weit die Fahrten sind, wo man parken kann oder wie weit der Fußweg zum Museum ist. Mit dem örtlichen Reiseleiter kläre ich, welche Besichtigungen wann anstehen, wie die Mittagspause geplant ist, wann wir uns alle wieder treffen nach einer Pause. Als Reiseleiter garantieren wir einfach die Leistungen, die die Reisenden gebucht haben – Innenbesichtigungen zum Beispiel – und garantieren die gemeinsamen Erlebnisse der gesamten Gruppe.

Und so im Umgang mit den Reisenden?

Da ist man schon beim Frühstück Ansprechpartner. „Welche Schuhe brauche ich heute? Wann kommen wir wieder? Wo werden wir heute Mittagspause haben?“ Die Gäste suchen gerne den Kontakt. Als Reiseleiter muss man dann offen sein und immer transparent – und auch bei der siebten oder achten Nachfrage zuvorkommend nett sein. Aber in jeder Gruppe finden sich anregende und interessante Gesprächsrunden mit den Mitreisenden.

 

Finca Raixa, Mallorca

Was erwarten Sie selbst von den Mitreisenden?

Rücksichtnahme, Pünktlichkeit und Offenheit für Land und Leute – für die Menschen vor Ort, aber auch für die in der Gruppe. Beispielsweise in Südengland: Die Hotels haben vielleicht nicht den gleichen Standard wie hier. Manchmal mokieren sich Kunden über die „altmodischen“ zweiteiligen Armaturen der Waschbecken mit „hot“ und „cold“. Da sage ich den Kunden schon vorher: „Nehmen Sie das bitte als Eigenheiten des Landes an und genießen Sie die Schönheit des Landes und stören Sie sich bitte nicht an so einer Hot-cold-Armatur.“

Wie viele Reisen begleiten Sie denn selbst noch?

Ich bin mittlerweile im Büro tätig und erstelle das Reiseportfolio für das ganze Jahr und schaue, welcher Verlag was bewerben darf. Ich nehme es mir aber schon raus, meine Zielkenntnisse zu erweitern und viermal im Jahr einwöchige Reisen zu begleiten und dann noch zusätzlich zwei, drei Wochenendreisen. Meine erste und einzige in diesem Jahr wird die Begleitung einer Reise von Paris mit einer Flusskreuzfahrt auf der Seine zum Atlantik sein. Das war übrigens auch im vergangenen Jahr im August 2020 die letzte Reise – kurz bevor in Frankreich wieder alles dichtgemacht wurde. Jetzt, vom 22. Bis 29. September, sind sogar noch ein paar Plätze frei.

Nach so vielen Jahren auf Reisen, sehen Sie die schönen Dinge vor Ort noch?

Wenn Sie meinen Fotoapparat oder mein Handy sehen würden, da würden Sie sehen, wie viele schöne Dinge ich noch wahrnehme. Ich sehe immer noch schöne Fensterläden, malerische Haustüreingänge, schöne angerichtete Teller und bunte Blumenpracht. Über sowas freue ich mich immer noch, weil ich nicht ständig auf Reisen unterwegs bin. Außerdem verändert sich ja auch immer wieder etwas in unseren Zielgebieten, auch diese Entwicklung ist spannend.

Was war mit das Kurioseste, das Sie mal miterlebt haben?

Anfang der 90er-Jahre lief Cats ganz groß in Wien. Wir hatten eine Anreise im Bus und wollten die Karten für den Abendtermin austeilen und haben gemerkt, dass wir die falschen Karten dabei hatten: Wir hatten das falsche Kuvert mit dem falschen Datum eingepackt. Und dann steht man da - noch ohne Handy, da fällt dir das Herz in die Hosentasche. „Da fahr‘ ich mit 50 Leuten nach Wien und habe keine Theaterkarten.“ Vom Raststätten-Telefon riefen wir das Theater an, das an der Tageskasse prüfen konnte, dass unsere Karten bezahlt waren. Aber wir mussten die Ersatz-Tickets noch abholen und während mein Kollege das vor Ort erledigte, habe ich dann quasi aus dem Stand eine Stadtrundfahrt moderiert. Das hat so gewirkt, als hätte es dazugehört und es haben nur wenige Gäste wirklich gemerkt. Als Reiseleiter ist es auch wichtig, dass man Sicherheit vermittelt. Aber dieser Schock im Bus - man wächst an den Aufgaben!

Zu was Schönem: Haben Sie ein Lieblingsland, eine Lieblingsstadt?

Ich war zwar auch schon auf anderen Kontinenten, aber ich bin wirklich Fan von Europa. Mir gefallen die Ländern Italien, Spanien, Frankreich, aber auch die Mittelmeerinseln – egal welchen Landes. Wir haben eine unwahrscheinliche Vielfalt in Europa, wenn ich an die Fjorde Norwegens denke oder an Cornwall, Hansestädte im Norden oder griechische Inseln oder die maurischen Einflüsse in Spanien. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll: Die Vielfalt macht es aus! Und bei den Inseln wie Sizilien, Malta oder Rhodos ist es ja so, dass die über die Jahrhunderte immer wieder von unterschiedlichen Mächten beherrscht wurden, die dann ihre Einflüsse geltend gemacht haben. Die Toskana oder Andalusien ist immer wieder sind immer anregend. Madeira ist eine meiner Lieblingsinseln – unwahrscheinlich schön mit der Steilküste. Natürlich muss man London, Rom und Paris gesehen haben. Stockholm ist etwas unbekannter, ist aber wunderbar. Und auch die Vielfalt kulturellen Einflüssen ist überall ganz unterschiedlich. Ach, ich komme ein bisschen ins Schwärmen.

Und durch Corona haben wir Deutschland als Urlaubsland vielleicht auch nochmal besser kennengelernt?

Ja, das auch. Auf Malta oder Madeira kenne ich mich sehr gut aus, aber in Mecklenburg-Vorpommern? Da habe ich jetzt auch mal Rostock und das wunderbare Schwerin kennengelernt! Hier haben wir auch unser Portfolio etwas nachgebessert und viele nationale Ziele für die Zukunft aufgenommen.

Reiseleiter

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